publié 2020-09-25 par
Yessie Peregrin
Doch wie so oft, beginnt auch dieses Heldenepos mit Tragik. Vor 1968 war das heutige Las Terrazas in der Sierra del Rosario weitestgehend zerstört. Französische Farmer aus Haiti hatten die Region für den Anbau von Kaffee kultiviert. Dafür wurden tausende Bäume abgeschlagen, um Platz zu schaffen und Brenn- und Bauholz zu verkaufen. Neben dem Raubbau war es kurz vor der Kehrtwende ein großes Feuer, das viele Waldflächen zerstörte hatte. Eine Lösung musste her. Genau in diesem Moment wurde ein für Kuba einzigartiges Aufforstungsprojekt beschlossen.
In den folgenden Jahren wurden 5000 Hektar Land bepflanzt. Dafür wurden insgesamt Terrassen in einer Länge von 1500 Kilometern in den Hügeln der Landschaft erschaffen, um den 6 Millionen Bäumen einen sicheren Untergrund zu geben. Las Terrazas, die Community des Dorfes und schlussendlich auch der Name des Öko-Dorfes waren geboren.
1985 erklärte die UNESCO das Gebiet um die Sierra del Rosario zum Biosphärenreservat. Neu heute zeugen dutzende Ruinen von der Geschichte der Kaffeeplantagen. Und an einigen Stellen wird auch noch heute Kaffee angebaut.
Um die Region nachhaltig zu entwickeln, wurde 1994 der Las Terrazas Komplex geschaffen. Dieser Plan wurde von Tourismusminister Osmani Cienfuegos geschaffen. Er ist der Bruder des Revolutionshelden Camilo Cienfuegos.
Alle Menschen, die in Las Terrazas im Tourismus arbeiten, sind staatliche Angestellte im Complejo Las Terrazas. Das kubanische System sorgt in dem kleinen kubanischen Dorf für ein ehrenwertes Gefühl der Zugehörigkeit und für eine ideale nachhaltige Entwicklung. Vom Kaffee bis zur Kuhmilch wird ein der größte Teil der Lebensmittel von der Gemeinschaft des Dorfes produziert – und alle sind im Complejo Las Terrazas angestellt. Ein wunderbare Symbiose.
Inzwischen zählt das Öko-Dorf 253 Haushalte mit etwas 1000 Einwohnern. Die meisten, man sagte mir etwa 70 Prozent der Menschen, leben direkt bzw. indirekt vom Tourismus. Außerdem gibt es vor Ort einen Kindergarten, eine Grundschule und Oberschule, Elektrizität, Wasser, Handyempfang und ausreichend Wohnraum. Vor der Entwicklung zum Ort für sanften Tourismus wäre diese Infrastruktur undenkbar gewesen. Alle Entwicklungen gehen im Einklang mit den Einnahmen aus dem Tourismus. Ein wirklich nachhaltiges System, das man durch einen längeren Aufenthalt vor Ort unterstützen sollte.
Und tatsächlich gibt es in Las Terrazas viel mehr zu sehen und zu erleben, als ein Tagestourist aus Havanna vermuten mag.